BURGAU

...Tagelang mit Anglerstiefeln im Wasser stehend hat Tessa de Oliveira Pinto dort aus Schwemmholz und darauf festgetackertem Drahtgeflecht den spektakulärsten Blickfang der Ausstellung geschaffen. Bei jedem Wetter, bei jeder Tageszeit, aus jedem Blickwinkel wirkt das Kunstwerk, das ganz behutsam mit dem Wasser umgeht, anders. Dürener Nachrichten - 23.03.2001
...Toll sieht es aus, einladend und Neugierde weckend. Im Burggraben unten schimmert silbrig eine „Brücke“ aus Drahtgeflecht, mit der die Künstlerin Tessa de Oliveira Pinto eine künstliche Insel mit der natürlichen Insel im Weiher verbindet. Von allen Seiten strömen Menschen herbei: Die Kulturtage auf Schloss Burgau können beginnen.... Dürener Nachrichten - 20.03.2001
...Der Gang durch das Eingangstor von Schloß Burgau eröffnet ungewohnte optische Reize: autofrei der Innenhof, Lichterglanz von der Hauptburg. Unter der Brücke auf dem Weiher ein imaginärer Laufsteg für magische Wasserwandler... AZ (Düren ) - 21.3.2001


INTERSECÇÕES

...In den Arbeiten von Tessa de Oliveira Pinto treffen unterschiedliche Systeme von Raum- und Flächenorganisation aufeinander, in deren Gegensätzlichkeit sich Form als Spannungsverhältnis erzeugt. Holz, technisch funktional zugerichtet, erscheint als Bretter, deren palisadenartige Reihung im Zwischenraum dem Schnitt als Ausschnitt und Abschnitt sichtbar werden läßt - ein Einschnitt in die Materie ebenso wie in den gewachsenen Organismus. Scheinbar gegenläufig dazu zerteilen in sanften Kurvaturen geschnittene, lineare Verläufe als ungleichmäßige Fugen die vorgegebene Ordnung. Wellenförmig scheinen diese in sich schwingende Verläufe wie ein ferner Nachhall der ursprünglichen Gestalt des Holzes, da wo es noch Ast oder Stamm war, Baum, der sich der Rigidität der vertikal-horizontal verordneten Rechtwinkligkeit entzieht und widersetzt. Zweifelsohne sprechen diese Arbeiten darin von der Vergewaltigung der Natur, vom Gegensatz zwischen Natur und Technik, von gewachsener und konstruierter Form. Gleichzeitig erscheint jedoch in diesen Arbeiten ein Drittes - Form, die jenseits der Gegensätze zwischen Erinnerung und Utopie, zwischen Mimesis und Verwandlung schwebt, eine Form, die aus dem Verlust einer gewachsenen Ordnung entsteht, Einspruch ist und vielleicht Vorschein einer neuen Ordnung. Eins nur ist gewiß - im Ursprung von Form sein, bedeutet jenseits vom Fetisch einer Materialgerechtigkeit und jenseits der Abstraktheit geometrischer Formierungen. Form als Einstand der Gegensätze sichtbar machen, nicht als Stillstand, nicht als oberflächliche Versöhnung. So wie sich in der teilweisen Übermalung des rohen Holzes, dessen Maserung in eine zarte Binnenstruktur der Fläche verwandelt, so verwandeln sich Schnitte in Linien, Zeichnungen in Raum sowohl als in der Fläche - Bild, Skulptur, Installation - mit dem und gegen den Raum, mit der und gegen die Fläche arbeitend. Dr. Karin Stempel, Kunstwissenschaftlerin, Mühlheim an der Ruhr. Text zu Katalog „Intersecçoes“ Ausstellung im Bahnhof Westend, Berlin 1997.


Schwebende Leichtigkeit und der Charme des Improvisierten, tatsächlich aber Wohlorganisierten verbinden sie mit Tessa de Oliveira Pintos Arbeiten für Wand und Boden. Palisardenartig fügt sie Bretter oder Holzstücke. Ihre Bilder nehmen die Grundstruktur zusammengefügter Bretter auf und übersetzen deren einfache Muster in komplexe, organische Farbläufe. Elfi Kreis - 29.9.1997 DER TAGESSPIEGEL zu Intersecçoes, Bahnhof Westend, Berlin


PEÇAS DE MADEIRA

Estes suportes - peças de madeira - sólidos e afetivos, cantam o desenho que os corta. A prova de que bem suportam é a de que nao ferem a cor, antes, fazem com que outros planos fluam como artérias. Paisagem (botanica, minérios, memória?) infinita. Cyro del Nero , Text zu Faltblatt, Einzelausstellung im Goethe-Institut Curitiba, Brasilien1991


DESDE LA TIERRA

Die Arbeit bewegt sich bereits über zehn Jahre in einem Bereich zwischen Plastik und Malerei. Das Ausgangsmaterial ist vorwiegend Holz und Farbe (Öl). Das Holz ist sichtbar, die Farbe durchtränkt es, kleidet es ein, läßt es an manchen Stellen atmen und bindet es an anderen Stellen ein. Die Durchlässigkeit der Holzstruktur durch die Farbe läßt das Holz oft nackt und angreifbar erscheinen. Das Holz hat im Laufe der Jahre immer mehr an Wichtigkeit gewonnen, ist vom Inneren heraus als Materie und Striktur in Erscheinung getreten. Das sägen des Holzes ist nicht mehr nur Realisierung von plastischen Formen, sondern aggressiver Akt gegen die schutzlose Materie Holz - gegen die wachsende Natur. Die Farbe war früher vorwiegend Element der Konfrontation zum Plastisch-Räumlichen. Heute scheint sie in Form von Öl (Ölfarbe) die Rolle des Verbindenden, Beschützenden, Einbindenden, Einölenden einzunehmen. Skulpturen stehen im Raum - schmale Vertikalen, die in die Höhe weisen und zu wachsen scheinen; Bodenplastiken, Arbeiten, die flach auf dem Fußboden liegen- mit Abständen parallel nebeneinandergereihte, mit Farbe durchtränkte Bretter, die sich wie eine zweite Haut über dem Boden ausdehnen, zu fließen scheinen oder sich spröde über diesem krümmen; durch die versetzten Linien der Schnitte zwischen den Brettern und der Linien der Bemalung sind Assoziationen von Meereswellen, die sich am Strand brechen, gegeben; Wandstücke (der größte Teil der Arbeit) - Arbeiten, die in sich ruhen und durch den Schnitt Zwischenräume entstehen lassen, die die sichtbare Wand miteinbeziehen. Arbeiten, die aus sich heraus weisen, indem sie sich an der Wand breit machen und diese wie mit Armen einnetzen. Als Dialog stehen die Farbe weiß zur weißen Wand, die Nacktheit des Holzes zum Fußboden. Die Papierarbeiten - von vertikalen 2-Meter-Bahnen bis zu kleinen Farbskizzen - entstehen parallel zu den Holzarbeiten und sind auch in dieser Parallelität zu verstehen. Hier ist die Intensität ganz auf die Farbklänge gerichtet, die in ihrer Transparenz eine wachsende lichte Lebendigkeit suggerieren, die an wachsende Vegetation erinnern und die die Struktur des lebenden Holzes widerspiegeln. Sie bestehen aus überlagerten Farbschichten, die teils die Fläche einbinden und teils wie Venen offen stehenbleiben. Das direkte Arbeiten mit Natursuggestionen hat im Laufe der Jahre immer mehr an Wichtigkeit gewonnen. Das hängt zusammen mit starken Kindheitserfahrungen von übermächtiger Natur, die im Laufe der Jahre des Lebens hier in Deutschland durch ihre Abwesenheit immer präsenter wird und in der Arbeit von Jahr zu Jahr einen wichtigeren Platz einnimmt. Die Arbeit wird geprägt von dem Widerspruch zwischen der in der Kindheit intensiv erlebten mächtigen Natur und der akuten Gefahr der Zerstörung, der sie ausgesetzt ist. 1992 - Text zu Katalog „Desde la Tierra“ Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien/Kunstamt Kreuzberg, Berlin


...Ohne Symbole und Metaphern kommt Tessa de Oliveira Pinto aus Brasilien in ihren Bildobjekten aus, die für die Spannung von Kunst und Natur stehen. In ihren Wandarbeiten aus Holz entsteht zwischen den übermalten Feldern und der Betonung der dem Material eigenen Maserung, zwischen einer gesetzten Formgebung und der Struktur der Bretter ein bewegtes harmonisches Spiel.... Katrin Bettina Müller. 24/92 tip zu „DESDE LA TIERRA“, Künstlerhaus Bethanien, Berlin


OHNE TITEL

...Tessa de Oliveira Pinto aus Brasilien arbeitet skulptural. Zitate aus dem Katalögchen:“...Ausgangspunkt...ist die Fläche. Durch einen Eingriff (Schnitt, Knick) wird sie zum Plastisch-Räumlichen. Das Plastisch-Räumliche wir mit dem Farb-Räumlichen konfrontiert.“ Geknickte Holzrahmen, große und kleine, an den Knickstellen scharniert, liegen am Boden oder lehnen gegen die Wand. Sie sind starr und sperrig, wenn sie sich dem Raum verweigern, und geschmeidig, wenn sie die Horizontale des Bodens und die Vertikale der Wand in die Knickbewegung aufnehmen. Marius Babias 11.9.87 taz zu „OHNE TITEL - 5 Künstlerinnen-5 Länder“ , HdK, Berlin


zu VIDEOS

QUAADRIDUUO

...die ironisch-eleganten Videobilder von Tessa de Oliveira Pinto...Kölnische Rundschau 2007

VI-VIDAS

...nein es ist nicht ein trabendes Pferd, sondern es sind menschliche Schritte; es ist nicht das Rauschen des Meeres, sondern eine Frau, die unermüdlich das Wasser fegt, welches sich in Schlamm und Blut verwandelt. Vielleicht ist das projizierte Bild auch nicht nur ein Boden, sondern die Seele, die sich nie erhellt. So sind auch die Projektionen mehr als bloße „Vorhänge“ zwischen den Akten - sie erklären Vi-Vidas und ergänzen das Stück. Mimelus, Br 2006